Nicht immer ist drinnen, was drauf steht

 

Sie wollen genau wissen, was täglich im Napf Ihres Hundes landet? Ein Blick auf das Etikett wirft oft noch mehr Fragen auf. Hier erste Schritte durch das Dickicht des Futtermitteldschungels.

 

 

Wenn Sie für sich in den Supermarkt einkaufen gehen, lesen Sie dann das Etikett jener Produkte, die in den Einkaufswagen wandern? Und wenn ja, haben Sie alles verstanden? Oder führen aneinander gereihte E-Nummern eher zu noch mehr Fragezeichen im Kopf als Klarheit? Damit sind Sie definitiv nicht alleine. Sehr ähnlich gestaltet es sich mit der Verpackung ihres täglich verwendeten Hundefutters. Es gleicht fast schon einer Wissenschaft, tatsächlich durch das Dickicht des Futtermitteldschungels zu blicken.

 

Werbeversprechen. Starten wir heute einfach einen Versuch. Nehmen Sie sich doch mal Ihr bevorzugtes Futtermittel zur Hand und lassen Sie uns einen Blick auf die Deklaration werfen. Das sind alle Angaben, die auf dem Etikett gemacht werden. Einige sind gesetzlich vorgeschrieben. Etwa die Futtermittelart. Hier geht es um den Einsatzzweck. Wollen wir den Hund ausschließlich mit diesem Futter ernähren, muss es als Alleinfuttermittel gekennzeichnet sein. Denn nur dieses deckt bei korrekter Fütterung auch tatsächlich den täglichen Nährstoffbedarf ab. Ein Ergänzungsfuttermittel etwa muss noch entsprechend ergänzt werden.

 

Und was sehen Sie vorne? Eine hübsche, bunte Verpackung mit schmackhaft aussehenden frischen Lebensmitteln vielleicht. Mittig ziert das Wort Huhngeschmack die Komposition. Gemäß dem Kodex für die gute Kennzeichnung von Heimtierfuttermitteln muss damit gar kein Huhn enthalten sein, ein Aroma genügt. Steht etwa reich an Huhn, müssen 14 Prozent Huhn enthalten sein. Und finden Sie etwa nur das Wort Geflügel, denken wir vielfach gleich an Huhn. Doch welches Federvieh verbirgt sich wirklich hinter diesem Überbegriff? Wir können es nicht mit Sicherheit sagen.

 

Zutatenliste. Auch ein Blick auf die gesetzlich vorgeschriebene Liste der verwendeten Komponenten muss nicht immer hilfreich sein. Denn hier genügt es, die entsprechende Kategorie anzugeben, etwa „Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse“ oder „Getreide“. Sind in der Zutatenliste nur diese Oberbegriffe angegeben, sprechen wir von einer geschlossenen Deklaration. Stehen dagegen die einzelnen Komponenten mit Prozentangaben exakt angeführt, handelt es sich um eine offene Deklaration und wir können schon mehr beurteilen, was unser Liebling hier nun eigentlich bekommt.

 

Generell gilt: was in der Zutatenliste ganz vorne steht ist auch am meisten enthalten. Getreide sollte also nicht an der ersten Stelle stehen. Dorthin gehört die Proteinquelle, also Fleisch. Große Mengen an Innereien oder Haut sollten nicht enthalten sein, da sie zu schwer verdaulichem Bindegewebe zählen. Hunde brauchen auch einen gewissen pflanzlichen Anteil, hier geht es vorrangig um Ballaststoffe, die essentiell für die Verdauung sind. Auch sollte das Futter nicht mit Kräutern und Ergänzungen überladen sein. Sie sollten besser gezielt nach Bedarf frisch ergänzt werden. Genauso wie hochwertige Öle wie Lachs- oder Leinöl, die meist nicht hitzebeständig sind.   

 

Analytische Bestandteile. Welche Zusammensetzung an organischen und anorganischen Bestandteilen ein Futtermittel nun hat, wird mittels Weender Analyse ermittelt – angegeben als analytische Bestandteile. Hier geht es um die Quantität, denn eine Aussage über die Qualität der Komponenten kann nicht gemacht werden. Zum Beispiel wir wissen somit, wie viel Rohprotein enthalten ist, aber nicht, ob es sich um hochverdauliches Muskelfleisch, bedenkliches Schlundfleisch oder pflanzliches Protein handelt. Der Fleischanteil sollte sich zwischen 60 und 80 % bewegen und vorrangig aus Muskelfleisch bestehen, nicht etwa Herz.

 

Zusatzstoffe. Noch ein Detail zu den enthaltenen Zusatzstoffen: sie sind nicht per se schlecht. „Ernährungsphysiologische Zusatzstoffe“ etwa sind positiv zu werten, denn sie machen ein Alleinfuttermittel zu der bedarfsdeckenden Ration, die es sein sollte. Finden sich diese Angaben nicht auf dem Etikett, ist es sehr wahrscheinlich nicht bedarfsdeckend und muss entsprechend ergänzt werden. Zusatzstoffe wie Farb- oder Aromastoffe und Geschmacksverstärker sind dagegen überflüssig. Ihr Einsatz muss aber gemäß Futtermittelzusatzstoffverordnung am Etikett angegeben werden.  

 

All das sind erste Hinweise darauf, ob ein Futter als hochwertig einzuschätzen ist oder nicht und ob es bedarfsdeckend sein kann. Um ein Fertigfutter aber genau beurteilen zu können, sind Berechnungen, genaue Herstellerangaben und die Kenntnis der individuellen Bedarfszahlen des Hundes nötig. Denn schließlich soll das Futter nicht nur schmecken und zu Hund und Halter passen, sondern auch den Bedarf unseres Lieblings an Energie, Protein, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen decken. Für ein aktives, langes Hundeleben.